Hochsensibilität: Wenn alles ein bisschen zu viel ist

Zu hell, zu laut, zu viel – was die Mehrheit der Menschen nicht stört, kann für hochsensible Personen schnell belastend werden. Hochsensibilität, auch bekannt als Hypersensibilität, ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das etwa 15-20% der Bevölkerung aufweisen. Wichtig zu wissen ist, dass Hochsensibilität keine Störung ist, sondern einfach eine natürliche Variante der menschlichen Persönlichkeit. Es zeichnet sich durch eine außergewöhnlich intensive Wahrnehmung von Sinnesreizen aus: Geräusche, Licht und Berührungen werden dann feiner, viel stärker und genauer wahrgenommen. Hochsensible Menschen hören, schmecken und riechen aber nicht nur anders, sondern auch emotionale Eindrücke werden davon beeinflusst: sie reagieren emotionaler, nehmen Feinheiten in ihrer Umwelt bewusster auf, verarbeiten Informationen tiefgehender und verfügen über mehr Empathie.

Diese höhere Intensität in der Wahrnehmung entsteht im Gehirn. Wir sind durchgehend von einer Vielzahl an Reizen umgeben, bei denen unser Gehirn ständig bewerten muss, welche davon wichtig sind und welche wir ignorieren können, um uns auf die relevanten Sinneseindrücke zu konzentrieren. Bei hochsensiblen Personen stufen diese Filter allerdings deutlich mehr Reize als wichtig ein, als das bei durchschnittlich sensiblen Menschen der Fall ist. Dadurch nehmen sie ihre Umwelt mit allen Sinnen gleichzeitig, viel intensiver und genauer wahr. Diese Flut von Reizen kann dann schnell zu Überstimulation führen, alles wird dann „ein bisschen zu viel“ und Betroffene reagieren empfindlicher und sensibler auf Umwelteindrücke.

Tipps für Menschen im Umfeld hochsensibler Personen:

  1. Verständnis: Versuche, die Perspektive einer hochsensiblen Person zu verstehen. Ihre Empfindungen sind real, auch wenn sie für dich vielleicht schwer nachvollziehbar sind.
  2. Respektiere Grenzen: Akzeptiere, wenn die Person Zeit für sich selbst benötigt. Zwinge sie nicht, in überstimulierenden Situationen zu bleiben.
  3. Kommunikation: Frage offen, wie du unterstützen kannst und sei bereit zuzuhören, wenn die Person darüber sprechen möchte.
  4. Geduld: Hochsensible Personen benötigen manchmal mehr Zeit, um Entscheidungen zu treffen oder auf Reize zu reagieren. Sei geduldig und vermeide Druck.
  5. Empathie: Zeige Mitgefühl und Verständnis für die Gefühle der Person, ohne sie zu bewerten oder zu kritisieren.